Ein kleiner Reisebericht über FengHuang (凤凰)

FengHuang (Phönix-Stadt 凤凰) als alte historische Stadt zu bezeichnen trifft vielleicht nur halbwegs zu. Sicherlich ist die Stadt alt und einiges Gebäude sind noch aus der Qing-Dynastie. Doch so manch Häuser sind erst aus den letzten Jahrzehnten, liebevoll bis manchmal kitschig auf alt getrimmt, bzw. nach alten Plänen, Bildern und Vorstellungen rekonstruiert.
fenghuang-artikel-1Das macht aber nichts, denn obwohl vieles kommerzialisiert ist, hat die Stadt genug Charme, dass sich ein Besuch lohnt und ich werde auch im weiteren Verlauf über die “historische Altstadt” schreiben.

So denken wohl auch viele Chinesen, denn vor allem am Wochenende quillt die Stadt in der Chinesischen Provinz Hunan über von Touristen.  Man sollte also wenn möglich in der Woche dorthin reisen. Laowais sieht man jedoch selten, das zur Folge hat, dass man auch mit Englisch nicht wirklich weit kommt.

 

Die historische Altstadt besteht aus zwei Teilen, die durch den Fluss TuoJiang (沱江)  getrennt sind. Die eine Seite lebt vor allem in den Abendstunden, denn sie beherbergt vorwiegend Bars. Teilweise mit Live-Musik, oder auch welche zum Selbst mitsingen. Auf der anderen Seite, mit ihren direkt am Wasser gebauten Stelzenhäuser, die mit Holzstützen im Wasser gesichert sind (DiaoJiaoLou 吊脚楼), laden kleine Gassen zum Shoppen ein. Die Altstadt ist übrigens nahezu komplett Autofrei.

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Über den Fluss gelangt man über verschiedene Brücken. Neu-historische große Brücken, oder über im Wasser stehende Steinblöcke oder Holzbretter. Man sollte alle Wege mal ausprobieren, grade die Trittsteinbrücke macht viel Spaß wenn Leute entgegenkommen oder der Vordermann spontan für eine Fotosession inne hält.

 

Für das Betreten  der historische Altstadt muss man natürlich Eintritt zahlen, ein 2-Tagesticket kostet 148¥ (ca. 20€). Damit kann man die Zone innerhalb der 2 Tage beliebig oft betreten. Zusätzlich beinhaltet das Ticket auch Zugang zu mehreren Gebäuden und auch eine Bootsfahrt auf dem Fluss. Die Gebäude sind vorwiegend zu Museen umfunktionierte Geburtshäuser und Unterkünfte von aus FengHuang stammenden Persönlichkeiten, wie Schriftsteller, Gelehrte oder Künstler. Ein altes Familienanwesen wurde durch den zeitgenössischen Maler Lei Yu Tian gekauft und neu erbaut. Es dient nun, neben dem Stadtmuseum, auch als Atelier. Dort kann man auch mit etwas Glück den Künstler bei der Arbeit zusehen, dazu später mehr.

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Früher waren die Berge um FengHuang berüchtigt für Räuber. Eine Durchfahrt konnte wahrlich nicht empfohlen werden. Auch eine bekannte Fernsehserie in der 1980er Jahren erzählte davon und wurde auch in der Region gedreht (《乌龙山剿匪记》). Diesen Ruf machen sich heute viele zunutze und bieten Fotos an, wo man selbst in ein Räuberkostüm schlüpfen kann, mit Hut, Fellweste und Gewehr. Aber auch Frauen können sich in Kostümen fotografieren lassen, natürlich in weniger gefährliche. Dafür aber in viel hübschere, denn nicht nur Räuber waren hier zu Hause, sondern noch immer lebt die Miao- und TuJia-Minderheit in diesem autonomen Gebiet. Und so können sich Frauen in deren historischen Kostümen ablichten lassen.

 

Ein weiteres verbreitetes Geschäftsgebiet ist der Verkauf von Blumenkränzen als Kopfschmuck, die bei jungen Mädels sehr beliebt sind.

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Die Administration der zahlungspflichtigen Zone hat vor einiger Zeit ein Taiwanesischer Geschäftsmann übernommen, der wohl als erste Amtshandlung die Ticketdauer von zuvor 3 auf 2 Tagen verkürzt hat, zum Leidwesen der Gastronomen und Händler, da die Wochenendbesucher nun am Anreisefreitag zumeist draußen bleiben und sich nur für Samstags und Sonntags ein Ticket kaufen.

 

Hotels gibt es auch an jeder Ecke, auch Hostels und eine Jugendherberge. Einige liegen innerhalb der Sperrzone, andere grenzen direkt an ihr an, sodass man mit dem Auto direkt am Hotel parken kann. Sind dort alle eingezeichneten Parkbuchten belegt, sorgen Einweiser dafür, dass auch jeder freie Quadratzentimeter genutzt wird. Und so sieht der Parkplatz nachts aus, wie bei einem Autohändler. Wenn man also abends das Auto nutzen will, oder am frühen Morgen zur Weiterfahrt aufbrechen will, sollte sein Auto besser woanders abstellen.

 
 

Zum Schluss noch ein paar kleine Tipps für einen Ausflug nach FengHuang:

  • Eine Aufenthaltsdauer von 2~3 Tage reicht sicherlich aus
  • Man sollte einen Dolmetscher dabei haben
  • Fotografen empfehle ich ein Stativ einzupacken, grade für Fotos in den Abendstunden der glanzvoll beleuchteten Brücke und Fassaden
  • Holzhammerbonbons (MuChuiSu木棰酥) unbedingt probieren, ruhig bei verschiedenen Händlern und auch die Ingwer-Zucker-Bonbons (JiangTang 凤凰姜糖), die es an jeder Ecke zu kaufen gibt
  • Seid nett und neugierig, dann ist man auch nett zu euch. Die Menschen vor Ort, wie fast alle „Hunanmenschen“, sind sehr direkt und temperamentvoll

 

Weitere Bilder aus FengHuang findet Ihr in meiner Fotoausstellung:

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