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Meine Eindrücke vom Frühlingsfest mit der chinesischen Familie in Changsha

Es wurde sicherlich schon viel über das Frühlingsfest aus Sicht einer Langnase geschrieben und viele Berichte ähneln sicher dem Folgenden. Es gibt jedoch einen Unterschied: Die anderen Berichte sind von anderen, die folgenden Kapitel sind meine persönlichen Erlebnisse, die ich 2016 in Shenzhen und Changsha gemacht habe – und ich muss schon sagen, was ich zum Frühlingsfest in der Heimat meiner chinesischen Frau erleben durfte, war schon spannend. Man kann über viele Dinge lesen, aber sie auch zu erleben ist ein großer Unterschied und eine tolle Erfahrung.

Was darf im Reisegepäck nicht fehlen, wenn man seine Familie in China im Winter besucht?

Neben den Süßigkeiten für die Kinder und Doppelherzprodukte für die „ältere Generation“ sollte man auf keinen Fall Winterwäsche vergessen. Vor allem nicht, wenn man in den Süden des Landes fliegt. Klar, Temperaturen um 5°C kennen wir von unseren Wintern in Deutschland auch. Aber wir kennen auch Heizungen. Hier im Süden Chinas, oder besser gesagt südlich des Huaihe-Flusses (淮河) und den Qinling-Bergen (秦岭) (Heizungsgrenze), sieht man Heizkörper in den Wohnungen oder in den Büros nur selten. Wer hier eine Klimaanlage mit Warmluftfunktion hat, kann sich glücklich schätzen. Wenn die Temperaturen draußen dann höher werden, heißt es aber noch längst nicht, dass es in den Büros auch wärmer wird. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist es drinnen sogar manchmal kälter als an der frischen Luft.

Ich hatte das zweifelhafte Glück, den kältesten Tag seit über 50 Jahren erwischt zu haben und in Shenzhen kursierte darüber grade ein Witz:
Ein Shenzhener sagt zum Pekinger „wir haben derzeit nur 1°C“. Der Pekinger lacht. Der aus Shenzhen ergänzt „Ich rede von der Innentemperatur“. Da wurde auch der Pekinger mucksmäuschenstill.

Vor allem in Gebieten wie Guangdong, wo auch kalte Temperaturen im Winter selten sind, sollte man sich also vor einer Reise zu dieser Jahreszeit vergewissern, ob lange Unterwäsche mitzunehmen ist. Wenn es hier mal richtig kalt wird, sind lange Unterbuchsen sogar bei Uniqlo sehr schnell vergriffen (Uniqlo ist eine japanische Bekleidungsfirma für Unisex-Alltagsbekleidung mit mittlerweile über 1.000 Ladengeschäften weltweit und sehr populär in China. Seit 2 Jahren gibt es eine Filiale auch in Berlin.).

Aber nicht nur in Guangdong, auch und grade in Hunan ist es zu dieser Jahreszeit recht kalt. Man sollte sich nicht von den Temperaturen in den Wettervorhersagen blenden lassen. Die hohe Luftfeuchtigkeit mit dem Wind ist recht unangenehm, sodass Winterwäsche auch bei +10°C oftmals angebracht ist.

In Changsha sind die Wohnungen auch nur selten mit Heizungen ausgestattet. Hier hilft man sich mit Heizstrahlern und Wärmefußbänken, die in kaum einem Haushalt fehlen und die es überall in den großen Einkaufsmärkten zu kaufen gibt. Auch gibt es ganze Tische mit Heizfunktionen und Decken zum Wärmen der Füße, die nicht nur rein zufällig die gleichen Maße haben wie ein Mahjonggtisch.

Woran merkt man, dass das Neujahrsfest vor der Tür steht?

Es gibt eine Menge Indikatoren, an denen man leicht sieht, dass das Frühlingsfest vor der Tür steht.
Ein Beispiel ist das Angebot von Zugtickets. Da für viele ein Flug in die Heimat zu teuer ist und einige Strecken nicht oft bedient werden, sind Zugtickets natürlich in China heiß begehrt. Und das Streckennetz der Hochgeschwindigkeitsbahn wächst rasant. Eine der ersten Strecken, war die Nord-Süd-Verbindung, die die Wirtschaftsmetropolen Guangzhou und Shenzhen im Süden mit der „nördlichen Hauptstadt“ Peking verbindet. Eine 2.200 km lange Strecke quer durchs Land, etwa die Strecke Düsseldorf nach Lissabon/Portugal, mit einer Reisezeit von ca. 10 Stunden mit Zwischenstopps u.a. in Changsha und Wuhan.

Zwischen Shenzhen und Changsha, Fahrzeit etwas über 3 Stunden, fahren am Tag über 40 solcher Züge, die mit unserem ICE vergleichbar sind. In einem Zeitraum von etwa 14 Tagen vor dem Neujahrsfest sind jedoch sämtliche Züge ausgebucht. Hin und wieder tauchen mal einzelne Tickets bei Ctrip auf (das bekannteste Buchungsportal in China, vergleichbar mit expedia), die wohl wieder zurückgegeben wurden. Ich habe jedoch auf die Zugfahrt verzichtet und bin mit Schwager, Schwiegermutter und Nichte mit dem Auto von Shenzhen nach Changsha gereist. Dazu später mehr.

Ein weiterer Indikator ist die Flucht aus den Wirtschaftszentren, wie zum Beispiel Shenzhen und Guangzhou. Während in der 15 Mio. Einwohnermetropole Shenzhen selbst um 9 Uhr abends noch die Straßen mit Autos zugestopft sind und ein Hupkonzert nach dem anderen zu hören ist, wird hier wohl während der Feiertage kaum etwas los sein. Schätzungen zufolge, werden rund 60% der Einwohner Shenzhen während der Feiertage verlassen. Dementsprechend gingen auch einige Bilder vom völlig überfüllten Bahnhof in Guangzhou durch die Medien.

Ein für jedermann sichtbares Zeichen, dass das Chinesische Neujahrsfest vor der Tür steht, ist gleichzeitig auch ein Beweis der herausragenden Effizienz.
Während bei uns die Weihnachtsdekoration schon am Dreikönigstag wieder in Kartons verschwindet, holt man hier nur einmal die Leiter raus und tauscht die Weihnachtsdekoration direkt gegen die Neujahrsdekoration.
Kaum zu übersehen ist natürlich der Handel mit Neujahrsartikeln wie rote Knoten, Türschilder und Tische voll mit den roten Umschlägen, Hongbao genannt.

Auf dem Weg nach Changsha

Der frühe Vogel fängt den Wurm, so lautet ein Sprichwort, das jeder kennt. Was aber, wenn zu viele Vögel das Sprichwort auch kennen und befolgen? Irgendwann gibt es dann morgens einen Vögelüberschuss und zu wenig Würmer.
Was das Ganze mit dem Frühlingsfest zu tun hat? Wer einmal mit dem Auto am ersten Samstag der Frühlingsferien durch Guangzhou fährt, wird sich daran erinnern.

Denn auch hier findet das Sprichwort keine Anwendung mehr; es gibt einen deutlichen Überschuss an Autos für zu wenig Autobahnspuren. Für eine Strecke von 100 km kann man dann gut 5 Stunden kalkulieren, so lange haben wir für die Strecke gebraucht. Ist man erstmal aus Guangzhou raus, läuft der Verkehr einigermaßen flüssig. Staus hat man dann meistens noch an den Zahlstationen, oder wenn sich 2 oder mehr Fahrzeuge viel zu nahe kommen. Meistens entstehen aber nur Blechschäden und oft durch einen ersten Auffahrunfall auch ein Zweiter im Folgestau.

Die Karawane mit bis unters Dach gepackten Autos mit Shenzhener oder Guangzhouer Kennzeichen ziehen sich einige 100 km in alle möglichen Richtungen, auch auf unserer Strecke bis nach Hunan. Nicht nur für die Fahrt an sich muss man viel Zeit einplanen, wir haben für die rund 750 km von Shenzhen bis Changsha 18 Stunden gebraucht, auch beim Tanken ist Geduld gefragt, denn die vielen Autos brauchen natürlich auch Benzin.

In Changsha angekommen

Auch hier sieht man natürlich an jeder Ecke, dass bald das große Frühlingsfest gefeiert wird. Wenn man während der Vorlesungszeit durch die Central South University of Forestry and Technology in Changsha vom Westtor zur anderen Seite möchte, um zur Hauptstraße zu gelangen, so ist es relativ leicht, den richtigen Weg zu finden. Die Studentenströme geben den Weg vor.
Während der Ferienzeit mutiert dieser eigentlich leichte Gang zu einer Expedition. Jede Gasse sieht gleich aus und das Unigelände gleicht nun einem menschenleeren Labyrinth mit vielen Sackgassen und das andere Tor scheint auf einmal spurlos verschwunden zu sein.
Natürlich sind auch sämtliche Geschäfte und Imbissbuden zu dieser Zeit geschlossen, die Besitzer wollen schließlich auch mit ihren Familien feiern. Das machte es auch am Samstag vor dem Frühlingsfest schwer, ein geöffnetes Restaurant zu finden.

In den Tagen vor dem Fest macht man zudem einige Ausflüge, wie zum bekannten YueluShan (岳麓山), dem Berg hinter der Hunan-Universität oder zur Mandarineninsel (橘子洲).

Die Mandarineninsel ist vor allem für 3 Dinge bekannt. Die große Mao-Statue, die vielen Bäume, die herrlich blühen und natürlich für das Feuerwerk. An allen 3 Attraktionen hört man natürlich stets das Klicken der Kameras.

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Das Chinesische Frühlingsfest,
wie ich es erlebt habe, ist, wie bei uns Weihnachten, ein Familienfest. Schon Tage vor dem eigentlichen Fest trifft man sich abends gerne mit der ganzen Familie zum gemeinsamen Essen in Restaurants, sprich mit Tanten, Onkels, Cousinen und deren Kindern und Kindeskindern. Dabei hat man schnell 3 Tische belegt (große runde Tische für jeweils 10 Personen) und 4 Generationen daran versammelt.

Natürlich dürfen hier die Hongbaoverteilung und das Verteilen der Mitbringsel aus Deutschland, Süßigkeiten für die Kinder und Fashion-, Gesundheits- und Kosmetikartikel für die Cousinen auch nicht fehlen. Und natürlich kümmert sich die älteste Generation um die Babies der jüngeren Generation und wechselt sich mit den Müttern beim Essen ab.

Gegessen wurde in ganz unterschiedlichen Restaurants. Moderne mit Teppichboden, Heizung, etc. Aber auch in recht einfachen, aber superleckeren Restaurants mit Steinböden, nackten Wänden und Feuerschalen zum Aufwärmen.
Leider ist meine chinesische Sprachgewandtheit im absoluten Anfängerstadium und die meisten Verwandten sprechen weder Deutsch noch Englisch, bis auf meine Frau natürlich. Unterhalten habe ich mich mit meinem Schwager und dem Sohn einer Cousine, der mit Deutschunterricht grade angefangen hat, und somit an mir ein wenig üben konnte. Den Dreien bin ich sehr dankbar, dass sie mir zwischendurch immer einiges übersetzt haben. Alle anderen waren dennoch sehr um mich und meinen Magen bemüht und haben mich herzlich in ihrer Mitte aufgenommen.

Ausserdem trifft man sich mit alten Weggefährten, Freunden und Kommilitonen, die zum Frühlingsfest zurück in die alte Heimat kommen. Man tauscht Geschenke aus, geht gemeinsam etwas Essen und quatscht natürlich sehr viel. Dem deutschen Lebenspartner ohne Chinesischkenntnisse oder Hunandialekt empfehle ich also, stets ein aufgeladenes Smartphone mit zu nehmen. Eine Handykarte mit Internetguthaben ist ebenfalls empfehlenswert oder auch ein gutes Spiel oder Buch auf dem Handy. Es gibt zwar fast in jedem Gastronomiebetrieb FreeWifi, aber sicher ist sicher.
Vorsicht ist beim Akkuverbrauch des Handys geboten. Man kann fast schon zusehen, wie schnell die Batterieanzeige am Smartphone weniger wird. Ist man den ganzen Tag unterwegs, lohnt sich ein zusätzlicher Akku oder eine PowerBank. Dabei ist zu beachten, dass sämtliche technische Angaben sichtbar auf der PowerBank stehen, der Zoll in Peking achtet sehr darauf und kassiert externe Akkus ohne Angaben direkt ein!
An dieser Stelle auch noch eine spezielle Reiseempfehlung für Hunan: bis auf den Reis, der Mantous (eine Art Hefeteilchen) und ein paar andere Gerichte, wird hier gerne so ziemlich alles mit Chili garniert. Verträgt man keine Schärfe, so ist das Nahrungsangebot sehr klein. Ich bin davon glücklicherweise nicht betroffen, ich mag die scharfe Küche sehr.

Am Abend des Frühlingsfests ist man eher, wie bei uns an Heiligabend, im engsten Familienkreis. Gar nicht so spektakulär, wie ich mir das vorgestellt habe. Man sitzt zusammen und schaut sich die populäre Neujahrsshow im Fernseher an und Wechattet dabei mit seinen Kontakten und wünscht ein frohes neues Jahr und verteilt weiter Hongbaos – in Papier- oder in digitaler Form. Zum digitalen Hongbao und Wechat später mehr. Die Neujahrsshow vom Regierungssender CCTV war jedoch in diesem Jahr ziemlich farblos und langweilig. Sie wurde in den sozialen Medien ziemlich verrissen und die Shows der Provinzsender, wie zum Beispiel die der Provinz Liaoning, sehr gelobt.

Auch an den beiden Folgetagen geht es eher ruhiger zu, als in den Tagen zuvor. Man trifft sich bei Verwandten im Haus und spielt Tischtennis, Karten oder Mahjongg.
Großartig rausgehen kann man eh nicht, weil die meisten Restaurants und Geschäfte (vor allem der kleine Einzelhandel) noch geschlossen haben. Auch ein Park, der für das Laternenfest (15 Tage nach CNY), dekoriert ist, blieb noch dunkel, als wir dort waren.
Mit viel Glück und durch Zufall konnten wir am Neujahrstag eine geöffnete Apotheke finden, um ein paar notwendige Medikamente zu kaufen. Auch wenn man eine Auslandskrankenkasse hat, so lohnt sich der Aufwand nicht, diese dafür in Anspruch zu nehmen. Dafür müsste man erst einen Arzt aufsuchen, der ein Attest ausstellt, der für die Ansprüche an die Krankenkasse zur Rückerstattung notwendig wäre. Zum Glück ist meine Schwiegermutter Ärztin gewesen und hat in der Apotheke die richtige Salbe für ein paar Yuan für mich gekauft und etwas gegen Husten für einige andere Familienmitglieder.Chinesische Medizin und Tees sind vor allem die Dinge, mit denen wir uns auch für Deutschland eingedeckt haben.

Erst ab den dritten Tag nach dem Frühlingsfest wird man wieder aktiver, macht wieder Ausflüge und genießt die Ferien, wie zum Beispiel am bekannten Yueyang Turm (岳陽樓) oder in den historischen Straßen von Jinggang (靖港古镇), in denen man herrlich schlemmen kann.

Der berühmte Hongbao..

ist neben dem Essen das Wichtigste überhaupt zum Frühlingsfest. Normalerweise bekommen den vor allem Kinder und Familienangehörige ohne eigenes Einkommen, aber auch die älteste Generation geschenkt. Sogar ich habe dieses Mal meinen ersten Hongbao bekommen. In diesem roten Umschlag befinden sich oftmals 200, aber auch bis zu 1.000 RMB. Fast schon buchhalterisch wird in der Familie festgehalten, wer von wem wie viel bekommen hat. Natürlich sollten die 100 RMB Scheine druckfrisch und faltenfrei sein. Das neue Jahr soll ja schließlich auch mit neuem Geld beginnen. Die Jüngeren verwenden das Geld dann meistens, um Feuerwerksartikel zum Knallen zu kaufen.

Im Zeitalter der Digitalisierung gibt es selbstverständlich auch digitale Hongbaos. Dafür sorgt die Handyapplikation Wechat seit einem Jahr in China. In diesem Messengerprogramm haben viele Familien eine eigene Chatgruppe, um miteinander im Kontakt zu bleiben.

Dort gibt es nun ein Spiel „Hongbao jagen“ (chin.: qiang hongbao):
Jeder Gruppennutzer kann sein Wechatkonto mit Geld aufladen, womit man sogar in China einkaufen kann. Digitales Geld ist in China viel üblicher, als bei uns in Deutschland.

Nun kann der Wechatnutzer Hongbaos verteilen, in dem er den zu verschenkenden Betrag bestimmt und unter wie vielen Personen dieser Betrag verteilt werden soll.
Um Spannung und Spaß zu erzeugen, sollte man natürlich die Anzahl der Hongbaos bedenken, sodass nur eine bestimmte Personenzahl in der Gruppe einen bekommt. Das animiert dann die anderen, beim nächsten Mal schneller zu sein.
Zum Beispiel sage ich, ich möchte in einer 30 Personen großen Gruppe 20 RMB an 5 Personen verschenken. Die ersten fünf Gruppenmitglieder, die davon Kenntnis nehmen und den Hongbao annehmen, bekommen den Betrag auf ihr Konto gutgeschrieben. Man kann Wechat so einstellen, dass die 20 RMB rein zufällig verteilt werden. So kann es sein, dass jemand mit einem Fen (ein Cent) beschenkt wird und ein anderer mit 5 Yuan oder mehr. Auch kann ich an einer gezielten Person einen bestimmten Betrag schenken. In der Chatgruppe wird dann natürlich herzlich diskutiert und gelacht und andere, etwas geizigere Verwandte, zum Hongbao verteilen animiert.

Feuerwerk am Flußufer

In der Umgebung von Changsha befinden sich einige der größten Feuerwerksfabriken, die ihre Kugeln für Raketen in die ganze Welt vertreiben. Oftmals ist samstags ein Feuerwerk von der Mandarineninsel in Changsha zu sehen. Dieses Jahr fand es am „Silvestersonntag“ abends statt und wir hatten uns vorher bereits gut überlegt, wie man hin, aber vor allem wieder zurückkommt. Ein U-Bahnnetz ist in Changsha grade erst in der Entstehung, 11 Linien sind bis zum Jahr 2020 geplant, und Parkmöglichkeiten sind auch nicht immer und überall vorhanden. Wir (meine Frau, mein Schwager und ich) fuhren mit dem Auto schon mittags hin und hatten genug Zeit, noch ein wenig durch die Fußgängerzone zu schlendern, den Feuertempel zu besichtigen und etwas zu essen. Einige Restaurants und Imbissbuden hatten glücklicherweise geöffnet. Warum ausgerechnet vor dem Stand mit dem stinkenden Tofu immer so eine riesen Schlange ist, bleibt mir ein Rätsel. Vermutlich wundern sich Chinesen über unseren köstlichen Blauschimmelkäse ähnlich…

Der Andrang am Flussufer hielt sich zum Feuerwerk einigermaßen in Grenzen. Viele haben es wohl bevorzugt, den Abend zu Hause bei der Familie zu verbringen. So kamen wir gut hin, und auch schnell wieder mit dem Auto aus der Stadt raus. Mit bester Sicht in Liegestühlen in der ersten Reihe am Xiangfluss konnten wir das 20-minütige Spektakel richtig genießen und natürlich auch tolle Fotos und Videos davon machen. Ich persönlich fand das Feuerwerk doch ein wenig toller, als unseres am Rhein oder das in Köln.

Privat wird natürlich auch sehr viel geknallt. Und anders als bei uns hört man die Feuerwerksknaller den ganzen Silvester- und Neujahrstag und noch einige Tage später, um zum Beispiel Gäste zu empfangen, oder wenn ein Geschäft oder Restaurant nach dem Urlaub Wiedereröffnung feiert. Dabei sind das oft ganze Salven mit 500 bis gar 10.000 „Schuss“, die ohrenbetäubend abgeschossen werden und sich etwa so anhören, als wenn ein Güterzug direkt neben einem vorbei fährt. Die Reste dieser Knaller sind an jeder Ecke zu sehen. Aber auch bei Geburtstagen wird in einigen Gegenden viel geknallt und Raketen in die Luft geschossen. So auch beim 80. Geburtstag eines Onkels auf dem Lande, den ich diesmal miterleben durfte.

Am Ende möchte ich noch erwähnen, dass das Frühlingsfest mit der Familie insgesamt sehr schön war und ich viel gelernt habe. Generell empfehle ich aber jedem, der dieses Erlebnis auch einmal machen möchte, das Fest nur mit einer Chinesischen Familie zu feiern. Anderen Touristen würde ich nicht empfehlen, zu dieser Zeit eine Reise nach China zu unternehmen, weil einfach viele Geschäfte geschlossen haben und der Personenfernverkehr, aber auch Bustouren nur langfristig planbar sind und somit die Flexibilität verloren geht.

Was jetzt als Finale nicht fehlen darf, ist natürlich ein Feuerwerk. Und hier ist es auch schon:

FEUERWERK FINALE (MP4-Format – ca. 4,5 MB)